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Synthesen im Markt

Alarmierende Anzahl von Rohdiamant-Imitationen am Markt

Bis vor wenigen Jahren wurden Rohdiamanten recht selten imitiert, da dieser Markt für Aussenstehende sehr schwer zugänglich war. In den vergangenen 15 Jahren sind Rohdiamanten aus Brasilien, Russland und besonders aus bestimmten afrikanischen Ländern wie Sierra Leone, Guinea und Kongo nahezu jedermann zugänglich gemacht worden – beziehungsweise wird jedem vorgegaukelt, dass dem so sei. Mit dieser Entwicklung sind in letzter Zeit immer mehr Rohdiamantenimitate am Markt aufgetaucht, welche für erfahrene Käufer sehr leicht als Fälschung zu erkennen sind, jedoch für einen Laien durchaus als echt angesehen werden können. Mangels der nötigen Sach- und Warenkunde wurden so Quereinsteiger, die im Ankauf von Rohdiamanten ein lohnendes Geschäft witterten, in der Vergangenheit oft getäuscht. Dadurch sind diesen erhebliche wirtschaftliche Schäden entstanden. Vor kurzem sind grosse Mengen an Plagiaten von Rohdiamanten aufgetaucht, die täuschend echt gefälscht sind und sehr dem Rohdiamanten gleichen. Diamanten, die aus einem Reaktor kommen, sind immer leicht radioaktiv und können niemals eine Alternative zu echten Diamanten sein. In den letzten 6 Monaten sind vermehrt leicht radioaktive Diamanten in den Markt gekommen. Ein künstlich hergestellter Diamant kann mit geeigneten Messmethoden nachgewiesen werden. Diese Strahlung liegt bis zu dem 1000 fachen Wert über der natürlichen Strahlung. Eine derart hohe Strahlung ist als leicht radioaktiv einzustufen. Solche künstlich im Reaktor hergestellten Diamanten strahlen bis zu 50.000 Jahre ihre Radioaktivität aus.

Hintergrundinformationen

Rohdiamanten sind aufgrund ihrer meist typischen Form, ihrer einzigartigen Brillanz und Lichtbrechung, ihres Glanzes, ihrer Wachstumsform und Auflösungsfiguren eigentlich einfach zu erkennen. Die klassischen Kristallformen vom Diamant sind: Oktaeder, Dodekaeder, manchmal stark verzerrt, mit unterschiedlich ausgeprägten Wachstumsformen und Auflösungsformen. Natürliche Rohdiamant Oktaeder und abgerundete Dodekaeder mit ihrem typischem Glanz. Neben dem generellen Erscheinungsbild gilt die extreme Wärmeleitfähigkeit als charakteristisch für einen Diamanten, worauf letztlich auch die meisten herkömmlichen Diamantentester basieren. Natürlich gibt es seit langem Rohdiamantenimitate, deren Aussehen allerdings nichts mit einem echten Rohdiamant zu tun haben. Meist handelt es sich hierbei um Quarze, Topase, Glas oder Moissanite, die rudimentär bearbeitet wurden und so an Diamanten erinnern sollen.

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In den vergangenen Jahren wurde in den Fachzeitschriften immer vom perfekt geformten Oktaeder – manchmal mit eingravierten Auflösungsfiguren – berichtet, welche aus Topas oder synthetischem, kubischem Zirkonium Oxyd oder Glas hergestellt wurden. Hierbei handelt es sich in keinem Fall um Einzelfälle, sondern um organisierten Handel. Da diese Herstellungsweise heute kein Problem darstellt, werden künftig häufiger solche Rohdiamantimitate auftauchen. Bereits heute werden von chinesischen Händlern solche Fälschungen direkt in Sierra Leone in erheblichen Mengen hergestellt und angeboten und direkt in Sierra Leone verkauft. Andererseits würde jedoch kein erfahrener Diamantenaufkäufer solche Steine kaufen, da er aufgrund seiner Fachkenntnis diese Imitate sehr schnell erkennt.

Der Phenakit oder Topasbetrug

Vor kurzem wurde ein Stein im gemmologischen Labor untersucht, der im Rohzustand als Diamant angeboten worden war und nach dem Schleifen als diamantähnliches Edelsteinmaterial präsentiert worden ist. Zu dieser Schlussfolgerung kam der Besitzer, weil der geschliffene Stein mit diversen Diamant- bzw. Moissanitentester überprüft wurde und auf allen Geräten als Diamant erkannt wurde. Eine Analyse mit Reflektions-Infrarot-Spektroskopie ergab einen Phenakit, ein recht seltenes Beryllium-Silikat. Eine mehrfache Prüfung mit den handelsüblichen Diamanttestern stufte den Stein tatsächlich jedes Mal als Diamant ein. Nur eine Woche danach wurde in Portugal ein Lot mit ca. 2.000 ct mit 4 bis 9 ct Steinen vorgelegt, die man als qualitativ hochwertige Rohdiamanten anbot. Die Steine waren ausnahmslos farblos, reine Oktaeder oder abgerundete Dodekaeder mit deutlichen Wachstumsmustern, sowie abgeflachte Oktaeder, welche an Zwillingskristalle erinnerten.

Die Steine erschienen insofern als verdächtig, da der Glanz der Kristalle deutlich unter dem von Diamanten lag und keiner der Kristalle neben den Wachstumsmustern die typischen Auflösungsmuster (Trigone) zeigte. Einige Kristalle hatten kleine abgeschlagene Stellen, die einen muschelligen Bruch zeigten, was völlig im Gegensatz zum Diamant steht. Diamanten weisen durch ihre perfekte Spaltbarkeit immer einen stufenartigen Bruch auf. Es handelt sich ganz klar nicht um Diamanten sondern um Plagiate, die für Laien nicht erkennbar sind und hervorragende Fälschungen sind. Diese wurden perfekt geschliffen und stellen gravierte Imitationen dar.

Hier eine Aufnahme von Trigonen unter starker Vergrösserung:

Da vor Ort nicht die nötigen Instrumente vorhanden waren, um das Material eindeutig zu bestimmen, mussten möglichst viele Indizien gesammelt werden, um die wahre Identität dieser Rohdiamantenimitate zu bekommen. In einem Kristall wurden Spaltrisse erkannt, die in keinem der Oktaederflächen folgten. In Diamanten ist das kristallographisch völlig ausgeschlossen, weil die perfekte Spaltbarkeit bei einem Oktaeder immer in Richtung der 8 Oberflächen verläuft.

Nur mit der Lupe wurden viele aus Flüssigkeit bestehende (sogenannte Fahnen) zweiphasige Einschlüsse und unregelmässige Risse (oft mit deutlichen Interverenzerscheinungen) erkannt, was typisch für hydrothermal entstandene Mineralien ist. Dies kann jedoch niemals in einem Diamanten gefunden werden. Unter der Lupe wurde eine leichte Doppelbrechung gefunden, die ausschließlich anhand der Reaktion der Kristalle unter gekreuzten polarisierenden Filtern bestätigt werden konnte. Die zusammengetragenen Indizien deuten eindeutig auf Phenakit oder Topas oder sogar beide als Wahrscheinlichkeit hin. Durch die Entdeckung großer Vorkommen von Phenakit in Madagaskar ist dieses Material in großen Mengen auf dem Markt verfügbar und kann günstig angeboten werden.